Pietro Ziani (* ca. 1153/1155; † 14. März 1229 in Venedig) war vom 5. August 1205 bis zum 26. Februar 1229 der 42. Doge von Venedig. Die dieser Zählweise zugrundeliegende, häufig als Tradition bezeichnete Konvention der venezianischen Geschichtsschreibung, gilt, wie viele ihrer Behauptungen, als widerlegt. Er war einer der Söhne des Dogen Sebastiano Ziani (1172–1178), der mit dem Friedensschluss von Venedig zwischen Kaiser und Papst auf der höchsten politischen Ebene agierte, und der zugleich einer der vermögendsten Familien Venedigs entstammte.
In seiner Amtszeit bewältigte Pietro Ziani weitgehend die Probleme, die der für Venedig siegreiche Ausgang des Vierten Kreuzzugs mit sich brachte: Gründung und Ausbau des venezianischen Kolonialreiches in der Levante, Kämpfe gegen die Rivalen Genua und Pisa sowie gegen das Kaiserreich Nikaia um die Kontrolle des Handels in der Ägäis und im Schwarzen Meer, Vertragsabschlüsse mit einer Reihe von Reichen im östlichen Mittelmeer. Im Gegensatz zu seinem Nachfolger dehnte er den Einfluss Venedigs auf das oberitalienische Festland stark aus.
Zugleich baute er die Ämterstruktur aus, die später so kennzeichnend für Venedig sein sollte. Dazu gehörten auch eigene Gerichte und Sondergremien, ebenso wie eine Intensivierung schriftlicher Verwaltung und der Aufzeichnung, Aufbewahrung und Ordnung von Aufzeichnungen der Ratsgremien – diese wiederum schufen eine stark erweiterte Quellengrundlage, so dass die historischen Erkenntnismöglichkeiten erheblich anwachsen. Damit setzte sich aber vor allem ein schriftkultureller Aufschwung durch, der auch im übrigen Oberitalien die Staatswesen und die Gesellschaften veränderte, lange bevor diese Gebräuche sich auch im übrigen Mittelmeerraum und in Nordeuropa durchsetzten.